"Köln plant Klinik für den Kriegsfall" (21.03.2025)
«Köln plant Klinik für den Kriegsfall
Kölner Stadtanzeiger
In Merheim soll Pop-up-Intensivstation für Krisen nach israelischem Vorbild entstehen
VON SUSANNE ROHLFING UND CLAUDIA LEHNEN
KÖLN - Köln bekommt eine unterirdische Intensivstation für den Katastrophenfall. Das kündigten Axel Goßmann und Daniel Dellmann, die Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ an. Auf die Frage, ob man im Rahmen der Umgestaltung des Krankenhausgeländes in Merheim auch für mögliche Krisen oder Kriege plane, sagte Goßmann: „Wir planen das nicht nur, sondern legen bei der Neugestaltung in Merheim einen Schwerpunkt darauf.“
Man wolle beispielsweise auf Kriege, eine mögliche Flut wie an der Ahr, einen Reaktorunfall oder eine weitere Pandemie räumlich besser vorbereitet sein, erklärten die beiden Klinikchefs. „Es ist vorgesehen, ein Krisenzentrum nach israelischem Vorbild zu etablieren. Einen Tiefgaragenbereich, der bei einem Massenanfall von Verletzten als Intensivstation genutzt werden kann.“ Die planerischen Zeichnungen für ein solches Krisenzentrum unter der Erde seien abgeschlossen, sagt Goßman, das Konzept sei der Landesregierung vorgestellt worden: „Aber logischerweise kostet das Geld. Deswegen sind wir noch hoch engagiert dabei, unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen.“
Optimal wäre eine zusätzliche Förderung, sagt Goßmann, da diese Strukturen nichts mit der täglichen Krankenversorgung zu tun hätten, sondern ein Vorhalt im Sinne des Katastrophenschutzes wären. „Mit Köln-Wahn haben wir einen der größten Nato-Umschlagstützpunkte vor der Tür, bei einem Nato-Bündnisfall wäre dort ein militärischer Dreh- und Angelpunkt.“ Man sei in Gesprächen, die Neubauten in Merheim für den Katastrophenfall entsprechend zu adaptieren: „Das ist gezeichnet, das ist geplant und ich gehe im Moment auch sicher davon aus, dass wir in die Umsetzung kommen werden“, sagt Goßmann.
Derart umfassende Strukturen wären für Deutschland einzigartig. „Vor fünf Jahren gab es keine Corona-Pandemie, es gab keinen Ukrainekrieg. Eine Vorhaltemedizin, wie sie vor zehn Jahren geplant wurde, sah ganz anders aus als das, was wir nach heutigem Stand brauchen“, sagt Goßmann. Zudem sei die Möglichkeit, auf dem Gelände eines Maximalversorgers mit genug Platz völlig neu zu bauen, einmalig: „Etwas in der Komplexität, wie wir es gerade planen, kann es bisher noch gar nicht geben.“
Das NRW-Gesundheitsministerium von Karl-Josef Laumann (CDU) wollte sich zu der Frage, ob derartige Krisenzentren auch an anderen Kliniken in Nordrhein-Westfalen geplant sind und wie sie finanziert werden könnten, auf Anfrage am Donnerstag nicht äußern. Zumindest an der Uniklinik Köln gibt es ähnliche Überlegungen wie in Merheim. So wies Professor Edgar Schömig, Vorstand der Uniklinik Köln, schon im Februar im Gespräch mit dieser Zeitung auf die Notwendigkeit von Pop-up-Intensivstationen für den Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung hin. Auch zusätzliches Geld sei für so eine Bereitstellung eines solchen Notfallsystems nötig. „Die Maximalversorger müssen in die Lage versetzt werden, in Krisensituationen noch besser für die Menschen da sein zu können“, so Schömig.
Zuletzt hatte die bayrische Gesundheitsministerin Judith Gerlach ein bundesweites Programm zur Vorbereitung der medizinischen Versorgung im Inland auf einen möglichen Kriegsfall gefordert. „Die militärische Bedrohung Europas durch Russland und die mögliche Abkehr des neuen US-Präsidenten Trump von der bisherigen Sicherheitspartnerschaft bedeuten auch massiven Handlungsbedarf für das deutsche Gesundheitssystem und die ganze Zivilgesellschaft“, sagte die CSU-Politikerin der „Augsburger Allgemeinen“.»