Der Umbau des Krankenhauses Merheim zu einer Kriegsklinik wird vorangetrieben!
Seit März ist bekannt, dass Geschäftsführung der Kliniken Köln gGmbH an diesem Ziel arbeitet. Am 21. März sagte der Ärztliche Leiter der Kliniken, Goßmann, im Interview im Kölner Stadtanzeiger: „Es ist vorgesehen, ein Krisenzentrum nach israelischem Vorbild zu etablieren.“ Das Sheba Medical Center in Tel Aviv dient der Klinikleitung als eines der „sichersten und modernsten Krankenhäuser weltweit“ zum Vorbild für Merheim. Mit einem Bericht über die Einladung einer Delegation aus dem Sheba Medical Center in Israel auf der Facebook-Seite des Kliniken der Stadt Köln gGmbH am 22.11.2025 informierte die Geschäftsführung, dass sie den Umbau des Krankenhauses Merheim zu einem Kriegskrankenhaus weiter vorantreibt..
Was bedeutet eigentlich der Ausbau zu einem Kriegskrankenhaus?
Um sich eine Vorstellung zu machen, was mit dem Ausbau eines herkömmlichen Krankenhaus zu einem Kriegskrankenhaus verbunden ist, kann man sich an die Studie der „Deutsche Krankenhausgesellschaft“ (DKG), der Zusammenschluss aller Krankenhausträger in Deutschland, halten, die von ihr beim „Deutschen Krankenhaus Institut (DKI)“ in Auftrag gegeben wurde.
In einer Presseerklärung vom 28.10.2025 unter dem Titel „Krankenhäuser müssen krisentauglich werden – DKG fordert nationale Strategie zur Stärkung der Resilienz“ bemängelt die DKG: „In fünf zentralen Bereichen – Personal, Cybersicherheit, physische Sicherheit, Lagerhaltung für medizinische Vorräte und Vorbereitung auf biologische, chemische und nukleare Bedrohungen – bestehen erhebliche Schwächen. Aktuelle Krankenhausalarm- und Einsatzpläne decken zwar zivile Katastrophen ab. Es fehlt aber an Konzepten für militärische Bedrohungen mit klaren Zuständigkeiten und ausreichender Finanzierung“.
Die DKG verlangt, die Schulung des Personal an diese Ausrichtung der Krankenhäuser auf Kriegsführung anzupassen. Schon die Themen der Weiterbildungen, die die Studie nennt, hören sich gruselig an: „Advanced Trauma Life Support (ATLS)“ - Lebenserhaltung bei erweitertem Trauma, „Terror Disaster Care (TDC)“ - Terror- und Katastrophenversorgung, „Terror and Disaster Surgical Care (TDSC)“ - Terror- und Katatstrophenchirurgie (S. 20 der Studie)! Alle diese Schulungen gehen natürlich auf Kosten der Weiterbildung von Ärzten und Pflegepersonal in ihren üblichen Schwerpunkten und spezifischen Qualifikationen und damit der Behandlung der Patienten in diesen Bereichen!
Dann geht es der DKG um Cybersicherheit und Schutz der Krankenhäuser: Enorme Anforderungen sind zu erfüllen, um die Netze und die interne Kommunikation in den Krankenhäusern und den Schutz der Daten in einem Kriegsfall zu sichern. Zum „Schutz“ gehört auch der Umbau des gesamten Zugangssystems eines Krankenhauses (S. 15). Auch Einrichtungen wie Hubschrauberlandeplätze sind an Kriegsbedingungen anzupassen!
Die DKG verlangt die Schaffung und Ausweitung ausreichender „Schutzräume“. Das sind zum einen Bunker aber auch darüber hinaus weitere „geschützte Räume“, die ermöglichen, dass „Sichtung, Aufnahme und Behandlung“ der Verletzten dabei so geordnet werden, „dass Zuströme gelenkt, kritische Bereiche entlastet und Abläufe auch unter Störungen stabil bleiben“ (S. 16). Unter „Sichtung“ oder auch „Triage“ versteht man, verletzte Soldaten, die noch für einen militärischen Einsatz verwendbar sind, von den nicht mehr einsatzfähigen zu trennen und sie bevorzugt zu behandeln. Dafür braucht man auch die entsprechenden großen Räume in einem Kriegskrankenhaus.
Schließlich wird auch eine Anpassung der „Lagerhaltung“ und der „Transportlogistik“ gefordert. „Bei einer erhöhten Zahl von Verstorbenen kommt es darauf an, Würde, Identifizierung und Dokumentation mit praktikabler Logistik zu verbinden. Krankenhäuser und Kommunen planen daher vorab die Erweiterung von Kühl- und Aufbewahrungskapazitäten, etwa durch temporäre Kühlmöglichkeiten oder mobile Versorgungseinheiten, und regeln die Zusammenarbeit mit Bestattungsunternehmen, Ordnungsbehörden und Gesundheitsämtern. Klare Abläufe für die Übernahme, Registrierung und Zuordnung zu Angehörigen verhindern Fehler und entlasten das Personal“ (S.17).
Bei dem Ausbau der Krankenhäuser zu Kriegskliniken geht es keinesfalls um eine Erhöhung der Behandlungskapazitäten. Die Studie um Auftrag der DKG hat ausgerechnet, dass im Kriegsfall hochgerechnet auf das Jahr mit 80 300 schwerst-chirurgischen Verletzten bzw. mit 1,14 Millionen zusätzlichen Belegungstage zu rechnen sei. Diese 1,14 Millionen Belegungstage könnte man mit der bestehenden Anzahl von Intensivbetten erreichen. Das wäre möglich, wenn man bei den Intensivstationen die Auslastung auf 90% hochfahren würde und gleichzeitig noch von der Möglichkeit Gebrauch machen würde, "20% der normalen", d.h. nicht militärisch bedingten, "Intensivfälle zu verlagern" (S. 11). Mit anderen Worten - es geht, wenn man 20% der normalen Patienten rausschmeißt.
Für die Anpassung der Infrastruktur auf den „Verteidigungsfall“ fordert die DKG zusätzliche Investitionen von 15 Mrd. Euro und eine Finanzierung der zusätzlichen Betriebskosten mit 1,1 Mrd. durch die mit der Grundgesetzänderung möglich gewordene unbegrenzte Ausweitung der Kredite für den Krieg.
Merheim zu einem Kriegskrankenhaus zu machen, hat weitreichende Konsequenzen!
Der ärztliche Leiter der Kliniken Köln gGmbH, Goßmann, hat klipp und klar gesagt, dass es um die Einbindung des Krankenhauses in Merheim in diese militärische Logistik geht: „Mit Köln-Wahn haben wir einen der größten Nato-Umschlagstützpunkte vor der Tür, bei einem Nato-Bündnisfall wäre dort ein militärischer Dreh- und Angelpunkt" (KStA, 21.03.2025). Der Neubau in Merheim, der bei der ursprünglichen Planung schon nicht der Ersatz für die Schließung von Holweide und der Amsterdamer Straße gewesen war, soll jetzt noch an die Anforderungen an einen Krieg „adaptiert“, also angepasst werden.
Die Studie der DKG zeit, dass es bei dieser „Anpassung“ um weit mehr als die Umrüstung eines unterirdischen Parkdecks in OP-Säle geht. Die gesamte Architektur des Baus muss den Kriegszwecken angepasst werden. Das alles verschlingt Millionen und Abermillionen auf Kosten der „zivilen“ Krankenhausversorgung.
Gleichzeitig geht dieser Umbau der Krankenhäuser zu Kriegskliniken auch auf Kosten ihrer bisherigen Aufgaben und Schwerpunkte. Das zeigt sich auch darin, dass mit dem Ausbau von Merheim zum Kriegskrankenhaus durch die gleichzeitige Schließung von Holweide wichtige Behandlungsbereiche wegfallen und und das eigenständige, auf komplizierte und schwer zu behandelnde Kinderkrankheiten spezialisierte Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße verschwindet.
Die Befürworter dieses Umbaus des Krankenhauses Merheim zu einem Kriegskrankenhaus geben vor, dass sie die Bevölkerung schützen wollen. In Wirklichkeit machen sie die Führung eines Kriegs erst möglich, weil ohne Krankenhäuser, die für den Kriegsfall aufgerüstet sind, kein Krieg geführt werden kann! Der Kampf um den Erhalt des Krankenhauses Holweide und der Kinderklinik Amsterdamer Straße, der Kampf für die Aufhebung des Schließungsbeschlusses vom 23. Juni 2023 ist deshalb auch der Kampf dafür, dass die Vorbereitung eines Kriegs verhindert wird!